Das System

Gyana Yoga

Gyana heißt Wissen. Gyana Yoga ist der Weg, auf dem wir die Wirklichkeit durch Erkenntnis, Übung und Wissen erfahren.

Gyana Yoga hat vier Prinzipien:

1. Viveka – rechte Unterscheidung
2. Vairagya – Entsagung
3. Sat Sampatti – die sechs Schätze
4. Mumukshtva – fortwährendes Streben nach Gott

1. Viveka – rechte Unterscheidung

Viveka ist die reinste Form des Wissens. Man kann es auch als die höchste Instanz unseres Gewissens bezeichnen. Unser Gewissen sagt uns, was richtig und was falsch ist. Meist wissen wir sehr wohl, was wir tun sollten, unsere selbstsüchtigen Wünsche erweisen sich jedoch meist als stärker und übertönen die Stimme des Gewissens in uns.

2. Vairagya – Entsagung

Vairagya bedeutet, sich innerlich von jeglichem Verlangen nach irdischem Besitz und Vergnügen loszulösen. Ein Gyana-Yogi hat erkannt, daß alle weltlichen Freuden unwirklich und daher ohne bleibenden Wert sind. Er sucht nach dem Unveränderlichen, Ewigen, Höchsten: nach Gott.

Alles Irdische ist vergänglich und daher eine Form der Unwirklichkeit. Die Wirklichkeit ist der Atma, das göttliche Selbst, das unzerstörbar, ewig und unveränderlich ist. Der Atma ist vergleichbar mit dem Raum: Raum bleibt immer Raum; man kann ihn nicht verbrennen und nicht zerschneiden. Indem wir Wände aufstellen, schaffen wir einzelne, "individuelle" Abteile. Der Raum selbst verändert sich dadurch aber nicht, und wenn die Wände eines Tages wieder entfernt werden, bleibt nur der ungeteilte, endlose Raum.

3. Sat Sampatti – Die sechs Schätze

Dieses Prinzip des Gyana Yoga beinhaltet sechs Prinzipien:

  • Sam – das Zurückziehen der Sinne und des Geistes.
  • Dam – Kontrolle der Sinne und des Geistes, sich zurückzuhalten von negativen Aktionen, wie Stehlen, Lügen, negatives Denken.
  • Uparati – über den Dingen zu stehen.
  • Titiksha – Standhaftigkeit, Disziplin und Überwindung aller Schwierigkeiten.
  • Shraddha – Glauben und Vertrauen in die heiligen Schriften und Worte des Meisters.
  • Samadhan – Zielstrebigkeit und Zielbewußtsein. Was immer auch kommen mag, unser Streben soll einzig und allein auf unser Ziel gerichtet bleiben, und nichts vermag uns davon abzubringen.

4. Mumukshtva – fortwährendes Streben nach Gott

Mumukshtva ist die brennende Sehn­sucht im Herzen, die Gott zu erkennen und sich mit Ihm zu vereinen.

Das höchste und ewige Wissen ist Atma Gyana, die Erkenntnis unseres wahren Selbst. Selbsterkenntnis besteht in der Erfahrung, daß wir von Gott nicht getrennt sind, sondern mit Ihm und allem Lebendigen eins sind. Damit öffnet sich die Begrenzung unseres Intellekts und uneingeschränkte, allumfassende Liebe erfüllt unser Herz. Dann wird uns auch klar, daß alles, wodurch wir anderen schaden, letztlich uns selbst trifft. Und so verstehen und befolgen wir schließlich das universelle Gebot: Ahimsa, Nicht-Verletzen. Auf diese Weise verbindet sich der Gyana Yoga-Weg mit den Prinzipien des Bhakti Yoga, Karma Yoga und Raja Yoga.

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Raja Yoga

Raja heißt König. Ein König handelt selbständig, selbstsicher und selbstbewußt. So ist auch ein Raja-Yogi eigenständig, unabhängig und ohne Furcht. Raja Yoga ist der Weg der Selbstdisziplin und Übung.

Der Raja Yoga-Weg wird auch Astang Yoga (achtstufiger Yoga) genannt, weil er in acht Teile gegliedert wird:

1. Yama            – Selbstbeherrschung
2. Niyama         – Disziplin
3. Asana           – Körperübungen
4. Pranayama   – Atemübungen
5. Pratyahara   – Zurückziehen
6. Dharana       – Konzentration
7. Dhyana        – Meditation
8. Samadhi       – vollkommene Verwirklichung

Die acht Stufen des Raja Yoga stellen eine Anleitung zur systematischen Er­langung von innerer Ruhe, Klarheit, Selbstkontrolle und Erkenntnis dar.

1. Yama – Selbstbeherrschung

umfaßt fünf Punkte :

  1. Ahimsa – Nicht-Verletzen

    Ahimsa bedeutet, weder in Gedanken, noch mit Worten oder Taten einem Lebewesen Schmerz zuzufügen oder zu schaden. Nicht-Verletzen heißt auch Nicht-Töten. Wenn wir Fleisch essen, so wurde ein Tier getötet. Daher ernährt sich ein Yogi aus Prinzip vegetarisch. Durch ihren Instinkt erfühlen Tiere Geschehnisse bereits einige Zeit voraus. Sie spüren, wenn sie geschlachtet werden sollen und fühlen Todesangst. Angst- und Streßhormone werden ausgeschüttet. Diese verbleiben im Fleisch des geschlachteten Tieres und werden vom Menschen ahnungslos mitgegessen. Viele der scheinbar grundlosen Ängste, Neurosen und Psychosen haben ihre Ursache darin.

  2. Satya – Wahrhaftigkeit

    Die Wahrheit zu sagen ist stets gut und richtig. Entscheidend ist jedoch, wie wir sie übermitteln. Wir können jemandem die Wahrheit wie ein Messer entgegen schleudern, wir können sie aber auch in liebevolle Worte kleiden. Um nicht gegen das vorhin genannte Prinzip der Ahimsa zu verstoßen, sollten wir die Worte Sri Mahaprabhujis beherzigen, der sagte: "Deine Worte sollen wie Blumen von deinen Lippen kommen." Wahrhaftig sein heißt auch, sich nicht zu verstellen, keine Ausreden und Ausflüchte zu gebrauchen. Wir können unser wahres Gesicht vielleicht eine Zeitlang vor den Augen der anderen verbergen, doch zumindest einer kennt unsere innere Wahrheit: wir selbst. Unser eigenes Bewußtsein ist Zeuge davon.

  3. Asteya – Nicht-Stehlen

    Asteya bedeutet, daß wir nichts wegnehmen sollen, was rechtmäßig einem anderen gehört. Damit sind nicht nur materielle Dinge ge­meint, sondern auch das Stehlen geistigen Eigentums oder jemanden einer Chance, Hoffnung oder Freude zu berauben. Auch die Ausbeutung der Natur und Zerstörung der Umwelt fällt unter dieses Prinzip. Brahmacharya – Reiner LebenswandelBrahmacharya wird oft mit sexueller Ent­haltsamkeit übersetzt. Es beinhaltet aber viel mehr.

  4. Brahmacharya

    bedeutet, die Gedanken immer Gott zuzuwenden. Das heißt nicht, daß wir unsere Pflichten in dieser Welt vernachlässigen sollen. Im Gegenteil, wir sollen sie mit großer Sorgfalt erfüllen, aber immer im Bewußtsein: "Nicht ich handle, Gott ist es, der handelt.

  5. Aparigraha – Nicht-Besitz-Ergreifen

    Wir sollen Güter nicht ansammeln, sondern nur nehmen und verwenden, was wir zum Leben brauchen. Wer viel Be­sitz hat, hat auch viele Sorgen. Wir sind ohne Besitz geboren und werden allen Besitz zurücklassen, wenn wir diese Welt wieder verlas­sen. Nicht-Besitz-Ergreifen heißt auch, anderen Menschen ihre Freiheit lassen und sich nicht an Dinge oder Personen hängen. Indem wir loslassen, befreien wir uns selbst, denn Freiheit geben, bedeutet auch selbst frei zu sein.

2. Niyama – Disziplin

besteht ebenfalls aus fünf Prinzipien:

  1. Saucha – Reinheit

    Damit ist nicht nur die äußere, sondern vor allem die innere Rein­heit gemeint.Unsere Kleider, unser Körper, aber auch unser Fühlen und Denken sollen rein sein. Dasselbe gilt für den Umgang, den wir pflegen. Die Gesellschaft mit Menschen, die einen guten Einfluß auf uns ausüben, die spirituell sind und uns mit ihrer Weisheit unterstützen, ist für unsere Entwicklung sehr förderlich.

  2. Santosha – Zufriedenheit

    Zufriedenheit ist der größte Reichtum, den wir besitzen können.Der indische Dichter Tulsidas sagte: "Du magst Gold- und Edelsteinminen besitzen –  innere Unzufriedenheit aber macht allen Reichtum zunichte."Zufriedenheit können wir dann erlangen, wenn wir erkennen, daß alle Güter dieser Welt Enttäuschung bringen und innerer Reichtum uns viel glücklicher macht als äußerer Besitz.

  3. Tapa – Selbstbeherrschung, Selbstdisziplin

    Auch wenn uns im Leben Widrigkeiten und Hindernisse begegnen, sollen wir nicht aufgeben und mit fester Entschlossenheit den gewählten Weg weitergehen. Mit Selbstdisziplin, Geduld und Ausdauer kontinuierlich weiter üben ist der Schlüssel zum Erfolg.

  4. Svadhyaya – Studium der heiligen Schriften

    Als Yoga-Aspirant sollen wir uns auch mit den überlieferten Schriften der Yogaphilosophie, wie der Bhagavad Gita, den Upanishaden, den Yoga Sutras des Patanjali usw., befassen. Diese Schriften vermitteln uns wertvolles Wissen und stellen eine Hilfe auf unserem Weg dar.

  5. Ishvara Pranidhan – Hingabe zu Gott

    Übergib alles, was du tust, dem göttlichen Selbst mit reiner Hingabe. Gott beschützt alle, die Ihm in Treue und Glauben ergeben sind.

3. Asana – Körperübungen und

4. Pranayama – Atemübungen

Indem der Raja-Yogi seinen Körper und seinen Atem beherrscht, erlangt er auch Kontrolle über den Geist und erweckt dadurch jene inneren Kräfte, die ihn auf seinem spirituellen Weg weiterführen.

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5. Pratyahara – Zurückziehen der Sinne

Der Yogi ist in der Lage, Geist und Sinne nach Belieben nach innen zu wenden oder nach außen zu richten, so wie eine Schildkröte ihren Kopf und ihre Gliedmaßen unter ihren Panzer einziehen und wieder hervorstrecken kann.

Wenn wir Pratyahara beherrschen, heißt das, daß wir unsere Sinne, augenblicklich und unabhängig von äußeren Gegebenheiten, von den äußeren Objekten zurückziehen können, uns diesen aber auch bewußt und mit voller Aufmerksamkeit zuwenden können, wenn wir dies wollen.

In den Grundstufen der Meditation üben wir Pratyahara, indem wir den Körper unbeweglich halten, die Augen schließen, den Geist beruhigen und die Aufmerksamkeit nach innen lenken.

s gibt bestimmte Techniken, durch die wir Pratyahara üben können. So gibt es eine Meditationsübung bei der wir zuerst die Aufmerksamkeit auf die äußeren Geräusche richten, ihre Beschaffenheit, Entfernung usw. feststellen und beobachten, und uns dann allmählich in den "inneren Raum" zurückziehen und auf die Geräusche in unserem Körper (Herzschlag, Blutkreislauf …) lauschen.

Erst wenn wir die Stufe des Pratyahara beherrschen, können wir uns der eigentlichen Konzentration zuwenden.

6. Dharana – Konzentration

Dharana bedeutet, Gedanken und Gefühle auf ein einziges Objekt zu konzentrieren. Normalerweise gelingt uns das nur für ganz kurze Zeit. Andere Gedanken kommen und lenken uns ab. Nicht selten werden wir uns unserer Unkonzentriertheit erst nach einigen Minuten bewußt.

Solange wir nicht fähig sind, uns zu jeder beliebigen Zeit und an jedem beliebigen Ort auf einen Gedanken oder ein Objekt zu konzentrieren, haben wir Dharana noch nicht gemeistert.

Eine große Hilfe zur Steigerung der Konzentrationsfähigkeit ist Kerzenmeditation (Tratak), bestimmte Asanas und Pranayamas  sowie Mantrawiederholung.

7. Dhyana – Meditation

Alle Meditations-Techniken sind nur Vorübungen für die eigentliche Meditation. Meditation kann man nicht erlernen, so wie wir auch das Schlafen nicht "lernen" können. Der Schlaf kommt, wenn unser Körper ruht, und Meditation geschieht, wenn der Geist ruhig geworden ist. In der Medi­tation gibt es keine Vorstellungen mehr, denn diese entstammen unserem Intellekt. Wir können das menschliche Gehirn mit einem mächtigen Computer vergleichen, der eine ungeheure Speicherkapazität besitzt. Alle Daten des Universums könnten dort gespeichert werden, und doch ist auch dieser "Computer" be­grenzt. Er kann nur das wiedergeben, was ihm einprogrammiert wurde. In der Meditation aber erfahren wir das reine Sein. Sobald der Intellekt still ist und das individuelle Ego aufhört zu existieren, erstrahlt das göttliche Licht im Herzen, und wir sind eins mit ihm.

8. Samadhi – Vollkommene Verwirklichung

Im Samadhi vereinen sich Wissender, Wissen und Objekt. Der Wissende (= der Übende), sein Wissen (= Was Gott ist) und das Objekt des Wissens (= Gott) werden eins.

Das bedeutet, man wird eins mit dem göttlichen Bewußtsein.

Wer Samadhi erreicht, sieht ein überirdisches, strahlendes Licht, vernimmt einen himmlischen Klang und fühlt in sich grenzenlose Weite.

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Wenn wir Samadhi erlangen, gleichen wir einem Fluß, der nach einer langen und beschwerlichen Reise endlich ins Meer einmündet. Nun sind alle Hinder­nisse überwunden, und der Fluß ist für alle Zeit mit dem Ozean vereint. Ebenso ist der Yogi nun am Ende seines Weges angelangt und wird eins mit dem höchsten Bewußtsein. Sein Bewußtsein findet auf ewig Ruhe, Frieden und Glückseligkeit – es ist befreit.

Diese Erfahrung ist mit Worten nicht wiederzugeben, denn

  • nur wer Milch gekostet hat, weiß, wie Milch schmeckt;
  • nur wer Schmerzen empfunden hat, weiß, was Schmerzen sind;
  • nur wer geliebt hat, weiß, was Liebe ist,
  • und so weiß nur derjenige, was Samadhi ist, der es erfahren hat.

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In diesem Zustand löst sich alle Dualität auf. Es gibt weder Tag noch Nacht, weder Licht noch Dunkel­heit, keine Eigenschaften oder Farben, alles ist eins im Höchsten Selbst.

Diese Vereinigung der individuellen Seele mit dem kosmischen Selbst ist das Ziel des Yoga.

Bhakti Yoga

Bhakti bedeutet Liebe und Hingabe zu Gott und Seiner Schöpfung, Respekt und Achtung vor allen Lebewesen und der gesamten Natur. Jeder Mensch kann Bhakti üben, ob jung oder alt, arm oder reich, gleich welcher Nation oder Religion. Der Bhakti Yoga-Weg führt uns sicher und ohne Umweg zum Ziel.

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Bhakti Yoga beinhaltet auch die Verehrung einer Gottesgestalt. Gott ist überall. Er ist in uns und außerhalb von uns. Wir sind mit Ihm wie mit einem feinen Faden verbunden: dem Faden der Liebe. Gott ist universelle Liebe. Uns alle umgibt und durchströmt die Liebe göttlicher Gnade, wir sind uns dessen aber nicht bewußt. Wenn dieses Bewußtsein erweckt ist, wenn die göttliche Liebe einmal erfahren wird, wünscht man sich nichts anderes mehr. Dann wissen wir, daß wahre Liebe Gott bedeutet.

Ein Mensch ohne Bhakti ist wie ein Fisch ohne Wasser, ein Vogel ohne Flügel, eine Nacht ohne Mond und Sterne. Alle Wesen brauchen Liebe. Durch sie fühlen wir uns beschützt und glücklich wie ein Kind in den Armen der Mutter, wie ein Reisender am Ziel seiner langen, beschwerlichen Reise.

Es  gibt zwei Arten der Bhakti:

–   Apara Bhakti (selbstsüchtige Liebe) und

–   Para Bhakti (universelle Liebe)

Ein Bhakta nimmt alles, was ihm widerfährt, als Geschenk Gottes an. Er hat keine Wünsche oder Erwartungen und ergibt sich ganz dem Willen Gottes. Jede Lebenssituation, vor die ihn das Schicksal stellt, wird von ihm gutgeheißen und angenommen. Er erbittet nichts für sich selbst. Sein Gebet ist: "Dein Wille geschehe."

Bevor wir jedoch diese hohe Stufe der Gottesliebe erreichen, ist unsere Bhakti mit selbstsüchtigen Gedanken durchmischt. Das heißt, daß wir Gott zwar lieben, aber auch etwas von Ihm erwarten. Manche wenden sich an Gott um Hilfe, wenn sie von Schmerz und Sorgen geplagt werden. Andere beten um materielle Dinge, Geld, Ruhm oder beruflichen Aufstieg. Dabei sollten wir aber stets bedenken, daß wir diese Güter zurücklassen müssen, wenn wir die Erde verlassen und sie daher keinen wirklichen und dauernden Wert besitzen. Spirituell Suchende beten um Weisheit und Gotteserkenntnis. Oft schaffen wir uns jedoch ein inneres Bild von Gott, wie Er unserer Meinung nach sein und handeln sollte, und sind deshalb nicht offen und bereit für eine göttliche Offenbarung.

In seinen Bhakti-Sutras beschreibt der Weise Narada die neun Elemente des Bhakti Yoga:

1. Satsang – gute, spirituelle Gesellschaft
2. Hari Katha – über Gott hören und lesen
3. Shraddha – Glauben
4. Ishvara Bhajan – Gottes Lob singen
5. Mantra Japa – Wiederholen von Gottes Namen
6. Sam Dam – Zurückziehen und Kontrolle der Sinne in Bezug auf weltliche Dinge
7. Santo ka Adar – gottgeweihten Menschen Ehre erweisen
8. Santosha – Zufriedenheit
9. Ishvara Pranidhan – Hingabe zu Gott

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Es gibt keinen spirituellen Weg ohne Bhakti. Wenn ein Student ein Fach, das er gewählt hat, nicht liebt, wird er kaum den Studienabschluß schaffen. Ebenso werden wir nur mit Liebe und Hingabe zu unseren Übungen, unserem Weg und unserem Ziel durchhalten und alle Hindernisse überwinden. Ohne LIEBE zu allen Lebewesen und Hingabe zu Gott können wir die Einheit mit Ihm nicht erlangen.

Karma Yoga

Das Wort "Karma" heißt "Tun", "Handeln". Jede unserer Aktivitäten – das Atmen, Sprechen, Bewegen, aber auch jeder Gedanke, jedes Wort – ist Karma.

Mit "Karma" wird aber auch das universelle Gesetz von Ursache und Wirkung bezeichnet. Alles, was wir tun, sprechen oder denken, ruft eine Wirkung hervor, die schließlich gemäß dem Gesetz der Entsprechung von Aktion und Reaktion in gleicher Weise auf uns selbst zurückwirkt.

Was wir "Glück" nennen, ist das Resultat unserer früheren guten Taten, und was uns als Schicksalsschlag erscheint, ist die Rückwirkung vergangener negativer Handlungen.

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Die Ereignisse unseres Schicksals treffen also nicht zufällig ein, sondern sind durch die Wirkungen unserer früheren und gegenwärtigen Taten verursacht und ge­lenkt. Das Schicksal ist durch unser Karma in der Weise vorherbestimmt, wie das Ziel eines abgeschossenen Pfeiles festgelegt und berechenbar ist – falls seine Bahn nicht durch ein anderes Ereignis abgelenkt oder korrigiert wird. Durch Übung von "Yoga im täglichen Leben", positive Gedanken, Weisheit und selbstlose Taten können wir die Wirkungen unserer Karmas mildern und korrigieren und unser Schicksal allmählich zum Guten lenken.

Unsere jetzige Situation ist die Folge unserer Taten in der Vergangenheit und durch unser gegenwärtiges Tun bestimmen wir unsere Zukunft. Indem wir dieses Verständnis erlangt haben, werden wir für das, was uns widerfährt, niemand anderem die Schuld geben, sondern selbst die Verantwortung übernehmen.

Wir unterscheiden zwei Arten von Karma:

  • Sakam Karma - eigennütziges Handeln und
  • Nishkam Karma - uneigennütziges Handeln

Eigennütziges Denken und Handeln vertieft den Dualismus zwischen "mein" und "dein", Selbstlosigkeit hingegen führt uns über die Grenze unseres kleinen Ego hinaus zur Einheit mit allem Sein. Sakam Karma bindet uns an das Chorasi ka Chakra (Rad von Tod und Wiedergeburt), Nishkam Karma . befreit uns davon.

In Indien gelten der  Regen, der Baum, der See und der Heilige als Sinnbilder für selbstloses Geben. Der Regen kommt allen gleichermaßen zugute, Menschen, Tieren und Pflanzen. Der Baum spendet seinen Schatten jedem, der Zuflucht sucht und schenkt allen seine Früchte, sogar dem, der mit Steinen nach ihm wirft. Auch der See ist für alle da. Das Reh kann in ihm seinen Durst ebenso löschen wie der Tiger. Und ein Heiliger spendet seinen Segen allen ohne Unterschied.

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Durch Nishkam Karma schaffen wir kein neues Karma, sondern lösen sogar früheres Karma auf. Verstehen, Verzeihen, Geben und Helfen sind jene Handlungen, die uns aus dem Kreislauf des Karma befreien.

HATHA YOGA KRIYAS

"Hatha" heißt Willenskraft und bedeutet hier: diszipliniertes Üben und Handeln unter Einsatz von Willenskraft und Energie.

Hatha Yoga ist der Weg der Übung und Reinigung (innerlich sowie äußerlich) und somit ein weiterer Yogaweg, zusätzlich zu den vier traditionellen Yoga­wegen. Die regelmäßige Durchführung dieser Übungen erfordert Willenskraft und Disziplin, deshalb heißt dieser Weg: Hatha Yoga.

HA – THA bedeutet auch Mond und Sonne und bezieht sich auf die Verei­nigung und Harmonisierung des Sonnen- und Mondprinzips durch diese Übungen.

Zum Hatha Yoga gehören sechs Reinigungstechniken, Sat Karm Kriyas oder Sat Karmas. Asanas und Pranayamas, die eigentlich zum Raja Yoga zählen, werden im Westen meist auch dem Hatha Yoga zugeordnet.

Die sechs Hatha Yoga Kriyas sind:

1. NETI – Reinigung der Nase

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2. DHAUTI  – Reinigung von Speiseröhre und Magen

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3. NAULI – Bauchmuskeldrehung

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4. BASTI und SHANK PRAKSHALAN  -  Vollkommene Reinigung des Darms

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5. KAPAL BHATI PRANYAM – Stirnhöhlenreinigung


6. TRATAK - Konzentration auf einen Punkt oder eine Kerzenflamme

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Achtung: Alle Hatha Yoga-Techniken sollten anfänglich unter der Anleitung eines Yogalehrers von "Yoga im täglichen Leben" durchgeführt werden.

BANDHAS

Bandha bedeutet verschließen, stauen. Bei der Durchführung eines Bandha wird in kontrollierter Weise der Energiefluss an bestimmten Körperstellen angehalten. Dadurch strömt die Energie beim Lösen des Bandha in verstärkter und vermehrter Weise durch den Körper.

Es gibt vier Arten von Bandhas:

  • Mul Bandha – Afterverschluss

  • Uddiyan Bandha – Heben des Zwerchfells

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  • Jalandhar Bandha – Kinnverschluss

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  • Maha Bandha – gleichzeitige Durchführung aller drei Bandhas

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Bei der Durchführung von Bandhas wird der Atem in der Regel angehalten. Mul Bandha und Jalandhar Bandha können sowohl in eingeatmetem Zustand als auch nach der Ausatmung durchgeführt werden.

Uddiyan Bandha und Maha Bandha werden nur mit Atemanhaltung im ausgeatmeten Zustand durchgeführt. 

Positive Wirkungen:

Da die Bandhas den Blutzufluss absperren und aufstauen, fließt beim Lösen der Bandha vermehrt frisches Blut ein, wobei alte, abgestorbene Zellen fortgespült werden. Dadurch wird eine Kräftigung, Erneuerung und Verjüngung aller Organe sowie eine Verbesserung des Kreislaufs bewirkt.

Bandhas wirken außerdem auf die Gehirnzentren sowie auf die Nadis und Chakras. Die Energiebahnen werden gereinigt, Blockaden gelöst und der Energieaustausch verstärkt. Bandhas lösen Stress und geistige Unruhe und bewirken innere Harmonie und Ausgewogenheit. 

Achtung: Die Durchführung von Bandhas setzt voraus, daß die Atemtechniken der vorbereitenden Stufen längere Zeit hindurch regelmäßig geübt wurden.

SELF-INQUIRY-MEDITATION

Die "Self-Inquiry-Meditation" ist ein Teil des Systems "Yoga im täglichen Leben". Ebenso wie wir in diesem System bei der Übung von Asanas und Pranayamas systematisch angeleitet und weitergeführt werden, sind auch die Konzentrations- und Meditationsübungen stufenweise aufbauend.

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Die Techniken der "Self-Inquiry-Meditation" verhelfen uns zur Selbst-Erkenntnis, Selbst-Kontrolle und Selbst-Entfaltung, mit dem Ziel der Erfahrung und Verwirklichung des göttlichen Selbst (Atma) in uns. Ein so hohes Ziel kann nicht von heute auf morgen erreicht werden, son­dern er­for­dert Selbstdisziplin, Übung und Anleitung durch einen Meister.

Die "Self-Inquiry-Meditation" beginnt mit der Frage: "Wie bin ich?", um schließlich zur Antwort auf die grundlegende Fragestellung unseres Daseins: "Wer bin ich?" zu finden.

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Durch Meditation erlangen wir spirituelles Wissen (Para Vidya), das im Unterschied zum intellektuellen Wissen (Apara Vidya) ewig und unveränderlich ist. Dieses Wissen kann nicht gelehrt und daher auch nicht erlernt werden.

Es entfaltet sich im Innern durch Anerkennen und Befolgen der kosmischen Gesetze, Mantraübung, Meditation und den Segen des Meisters.

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Um zur Erkenntnis des Atma gelangen zu können, ist es zuvor notwendig, die drei Bewusstseinschichten – Bewusstsein, Unterbewusstsein und Unbewusstes – gründlich zu erforschen und zu durchleuchten.

Nur dann, wenn alle Bewusstseinsinhalte freigelegt und gereinigt sind – und dies kann nur geschehen, indem wir sie uns bewusst gemacht haben – eröffnet sich das Tor zum höchsten Bewusstsein und offenbart sich uns der göttliche Atma.

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In der "Self-Inquiry-Meditation", führen wir zuerst Übungen zur Erlangung vollkommener körperlicher Entspannung und geistiger Ruhe durch. Als nächstes trainieren und erweitern wir unsere Konzentrationsfähigkeit, Vorstellungskraft und Imagination.

Dann wenden wir uns den Inhalten unseres eigenen Bewusstseins zu, unseren Eigenschaften, Vorstellungen und Denkweisen.

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Dabei ist es wichtig, sich von vorgefassten Meinungen und Urteilen zu lösen und einen neutralen, unvoreingenommen Standpunkt einzunehmen. Nur so können wir neue Perspektiven und Erkenntnisse gewinnen.

Haften wir also nicht an eingefahrenen Gleisen, wiederholen wir nicht "altbekannte Lektionen" und bleiben wir auch nicht in Emotionen stecken, sondern wagen wir uns über die Grenzen des Intellektes hinaus, um einzutauchen in die Tiefen unseres Bewusstseinsraumes.

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Oft glauben wir, uns gut zu ken­nen, wenn wir aber tiefer in uns hineinblicken, zeigt sich bald, dass wir so manches über uns nicht wissen. Vielleicht werden wir erstaunt sein, wie viele schöne und positive Eigenschaften wir in uns entdecken: Mitgefühl, Verständnis, Liebe, Demut, Geduld und Disziplin, Aufrichtigkeit, Zielstrebigkeit, Zufriedenheit, Freude und tiefinnere Glückseligkeit. Indem wir uns ihrer bewusst werden, bedeuten sie eine große Hilfe für uns selbst, unsere spirituelle Entwicklung und unsere Beziehung zu den Mitmenschen.

In manchen Fällen werden wir jedoch auch von negativen Seiten überrascht. Diese behindern unsere spirituelle Entwicklung und schaffen Disharmonie in uns selbst und in unserer Umgebung. Prüfen wir uns ehrlich: sind wir ängstlich, gierig, ehrgeizig, neidisch, eifer­süchtig, intolerant, nach­tragend, jäh­zornig, eitel, mit Komplexen behaftet? Oft sind wir uns solcher Wesenzüge gar nicht bewusst oder meinen, wir hätten sie bereits völlig überwunden. Doch irgendwann tauchen sie doch wieder aus der "Ver­­­sen­kung" auf. Sie ruhen im Unterbewusstsein wie Sa­men, die darauf warten, günstige Bedingun­gen zum Kei­men zu finden.

Unser Dasein bewegt sich im Bereich von vier Bewusstseins­ebenen:

  • Unbewusstes
  • Unterbewusstsein
  • Bewusstsein
  • Über­­be­wusstsein

Im Unbewussten befinden sich die karmischen Spuren un­serer früheren Inkarnationen. Im Unterbewusst­sein liegen alle Erfahrungen und Ein­drücke unseres gegenwärtigen Daseins, welche seit dem Ein­tritt unserer Seele in den Mutter­leib dort aufge­zeichnet und gespeichert wur­den. Das Unterbewusst­sein enthält al­les, was wir je erlebt und erfahren haben, alle Sinnes­ein­drücke, bewusste wie unbewusste. Man könnte es mit ei­nem Tonband vergleichen, das alle Ge­räusche festhält, die von einem Mikrofon aufgenommen wer­den. Das Unterbewusstsein speichert alles, Schönes und Freudvolles ebenso wie unterdrückte Probleme, zwiespältige und aggressive Gefühle, Äng­ste, Traurigkeit, Hoffnungen und Wünsche.

Indem wir in der Meditation tief in uns hineintauchen, können wir uns dieser i­m Unterbewusst­sein ruhenden "Samen" bewusst werden. Durch das Erkennen und Analy­sieren der Ursachen und Zusammenhänge wird es uns möglich, sie aufzulösen und damit end­gültig zu beseitigen.

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Ein Beispiel: Jemand leidet unter schein­bar grund­lo­sen ­Ängsten und sucht Hilfe bei einem Psychiater. Bei der Analyse seiner Vergangenheit findet er heraus, dass der Ur­sprung dieser Äng­ste in einem be­stimmten Ereignis in der Kindheit liegt. Durch das Erkennen der Ursache verliert die Angst an Bedeutung und der Betroffene kann sich bewusst da­von lösen.

Die unbewussten oder unbewältigten Überreste von Ereignissen aus der Vergangenheit, die im Unterbewusstsein lagern, beein­trächtigen uns nur so lange, bis uns die wirklichen Zusam­men­hänge bewusst werden. Im Licht des Wissens verschwinden diese "Schatten" sofort.

In der Übung der "Self-Inquiry-Meditation" erforschen wir unse­re innere Welt und lernen jene psychi­sche Funktion in uns näher kennen, die die Verbindung zwi­schen Unterbe­wusstsein und Bewusstsein herstellt, den Geist.

Der Geist gleicht einem mächtigen Fluss. Ein Fluss kann nicht auf Dauer zurückgestaut oder zum Stillstand gebracht werden. Wenn wir einen Damm errichten, ohne eine Abflussrinne vorzusehen, so wird das Wasser zwar zu­nächst zurückgehalten, irgendwann aber wird es zu einer Kata­strophe kom­men. Der Damm wird brechen und das Land von den rei­ßenden Fluten überschwemmt werden. Wenn wir unseren Geist zu stark zügeln und unsere Wünsche und Gefühle gänzlich unterdrücken, wird die Span­nung im Unterbewusstsein sich explo­sions­artig entladen, wenn der innere Druck zu hoch geworden ist.

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Wir können dem Geist zwar nicht Einhalt gebieten – wir können ihm aber eine Richtung weisen, so wie man einen Fluss reguliert, um unkontrollierte Über­flu­tungen und Schäden zu vermeiden. Durch die "Self-Inquiry-Meditation" lernen wir, die "Instrumente" unseres Be­wusstseins – den Geist und die Sinne – zu kon­trollieren und zu regulieren, ohne ihre Aktivität zu unterdrücken.

Die notwendige Voraussetzung dafür ist, dass wir uns selbst und unsere inneren Beweggründe kennen und verste­hen lernen. Dadurch können wir rechtzeitig ein­greifen und verhindern, dass die Gedanken eine Richtung einschlagen, die uns in der Folge Probleme und Leid verursachen könnte.

In der "Self-Inquiry-Meditation" lernen wir uns selbst und auch die anderen verstehen. Wir lernen uns selbst und auch den anderen verzeihen. Wir rei­nigen unser Unter­bewusstsein und lösen allmählich unsere inneren Hemmungen und Komplexe. Unser Denken wird geordnet und klar, wodurch wir viele Schwierigkeiten im Leben überwinden und vermeiden können. Wir erkennen schließlich un­ser wahres Wesen und unser Ziel im Leben und bringen unser inneres Selbst zur Entfaltung.

Prüfen wir unser eigenes Leben. Suchen wir nur materiellen Genuss oder streben wir nach Erkenntnis und spirituellem Wissen? Essen, Trinken, Schlafen und Zeu­gen füllt das Leben der Tiere aus. Wenn wir nur danach und nach nichts Höherem streben, vergeuden wir unser menschliches Potential.

Wer sich aber bewußt ist, welche Chance das menschliche Dasein bietet, nimmt sich Zeit zu beten und zu meditieren, ganz gleich zu welcher Reli­gion er sich bekennt. Gott ist überall. Er ist die allgegen­wärtige, bewußte Energie, die alles Geschaffene und Lebendige durchdringt.

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Das Ziel, zu dem "Yoga im täglichen Leben" und "Self-Inquiry-Meditation" uns führt, ist Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung in der Vereinigung mit dem Selbst.

ENTSPANNUNG

Damit die Yogaübungen ihre volle Wirkung erzielen können, ist es nötig zu lernen, wie man sich vor und zwischen den einzelnen Übungen richtig entspannt. Deshalb werden an dieser Stelle einige Entspannungslagen und -techniken vorgestellt. Manche Techniken entspannen den ganzen Körper und führen auch zur geistigen Entspannung, andere werden gezielt auf bestimmte Teile des Körpers gerichtet.

Mit der Zeit wirst du selbst beurteilen können, welche Entspannungslage nach welcher Übung dir am angenehmsten ist.

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Übungen zur Entspannung

Grundstellung:  Rückenlage
Konzentration:  auf den ganzen Körper
Atmung:           normaler Atem
Dauer:              2-5 Minuten

Durchführung:

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Lege dich bequem auf den Rücken. Die Füße fallen locker nach außen. Die Arme liegen entspannt neben dem Körper; die Handflächen sind nach oben gerichtet. Bei Bedarf kannst du einen Polster unter den Kopf oder die Knie geben.

Schließe die Augen; die Augenlider sind entspannt. Spüre deinen ganzen Körper von den Zehen bis zum Kopf.

Variation a:

  • Richte deine Aufmerksamkeit auf den natürlichen Atemvorgang:

    - Einatmend führe das Atembewusstsein vom Nabel bis zur Kehle
    - Ausatmend führe das Atembewusstsein von der Kehle bis zum Nabel

  • Spüre die Einheit von Körper und Atem:

    - Wie sich mit der Einatmung die Bauchdecke nach oben wölbt und der Brustkorb seitlich dehnt
    - Wie sich bei der Ausatmung Bauch und Brustkorb wieder zurückbewegen
    - Beobachte, wie sich mit jeder Ausatmung die Entspannung des Körpers vertieft

Variation b:

  • Hebe den rechten Arm gestreckt einige Zentimeter (nicht höher!) vom Boden ab
  • Halte den Arm für kurze Zeit in dieser Stellung
  • Lasse den Arm ganz passiv, nur durch sein eigenes Gewicht zu Boden sinken und vergleiche den vorherigen Spannungszustand mit der jetzigen Entspannung
  • Wiederhole die Übung 3-5 x mit jedem Arm
  • Führe dasselbe mit den Beinen durch
  • Mache anschließend einige tiefe Atemzüge und entspanne den Körper mit jeder Ausatmung tiefer

Variation c:

  • Atme 3 x tief ein und aus

    Einatmend bilde mit der rechten Hand eine Faust mit dem Daumen innen
    Drücke den ganzen Arm bis zur Schulter zum Boden
    Halte kurz die Spannung mit angehaltenem Atem
    Ausatmend öffne die Faust und löse die Anspannung langsam wieder
    Wiederhole diese Übung 3 x und führe sie dann 3 x mit dem linken Arm durch
  • Einatmend richte die rechte Fußspitze nach oben, ziehe die Zehen zusammen und drücke die Kniekehle zum Boden
    Halte kurz die Spannung mit angehaltenem Atem
    Ausatmend lockere die Zehen und löse die Anspannung langsam wieder
    Wiederhole diese Übung 3 x und führe sie dann 3 x mit dem linken Bein durch
  • Einatmend drücke Arme, Nacken, Schultern, Rücken, Becken und Beine gegen den Boden
    Spanne auch die ganze Gesichtsmuskulatur an
    Halte kurz die Spannung mit angehaltenem Atem
    Ausatmend löse die Anspannung langsam wieder
    Wiederhole diese Übung 3 xAtme anschließend einige Male tief ein und aus und fühle die angenehme Entspannung im ganzen Körper

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PRANAYAMA

Pranayama ist die bewußte und willentliche Lenkung der Atmung (Prana = Atem, ayam = kontrollieren, regulieren). Mit jedem Atemzug nehmen wir nicht nur Sauerstoff auf, sondern auch Prana. Prana ist kosmische Energie, die Kraft im Universum, die erschafft, bewahrt und verändert. Es ist das Grundelement von Leben und Bewußtsein. Prana befindet sich auch in der Nahrung, deshalb ist es so wichtig, eine gesunde und vollwertige vegetarische Nahrung zu sich zu nehmen.

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Das zielgerichtete Lenken des Prana im Körper kann zur Steigerung der Vitalität, körperlichen Entgiftung und Erhöhung der Immunabwehr sowie zur Erlangung innerer Ruhe, Entspannung und geistiger Klarheit eingesetzt werden.

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In der Mythologie heißt es, daß jedem Wesen vorherbestimmt ist, wie viele Atemzüge lang sein Leben dauern wird. Der Yogi versucht nun, durch Verlangsamung seines Atems "Zeit zu sparen" und sein Leben zu verlängern (Eine Ausnahme bildet die Bhastrika-Technik (Stufe 5). Bei diesem Pranayama atmet man während der Übung schneller, im Anschluss daran jedoch tiefer und langsamer.)

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Allgemeines zur Atmung

Um leben zu können und unseren Körper gesund zu erhalten, brauchen wir nicht nur Nahrung und Wasser, sondern auch Luft zum Atmen. Die Atemluft ist sogar wichtiger für uns als Essen und Trinken, denn: ohne zu essen können wir einige Wochen überleben; ohne zu trinken können wir einige Tage überleben; jedoch ohne zu atmen können wir nur wenige Minuten überleben. Unser Leben beginnt und endet mit der Atmung.

Grundsätzlich kann man bei einem Atemzug drei Phasen unterscheiden: 

  1. Einatmung
  2. Ausatmung
  3. Atempause

Jede Phase geht fließend in die nächste über, wobei das Ausatmen ungefähr doppelt so lange wie das Einatmen dauern soll. Die Atempause entsteht auf natürliche Weise am Ende der Ausatemphase und dauert so lange, bis sich der Impuls zum Einatmen von selbst ergibt. Die Einatmung bildet den aktiven Teil des Atemzuges. Dabei kommt es zur Anspannung der Atemmuskulatur. Die Ausatmung ist der passive Teil, die Phase der Entspannung.

Eine ruhige und gleichmäßige, tiefe Atmung ist für unsere Gesundheit maßgebend. Sie wirkt harmonisierend und beruhigend auf Körper und Geist. Umgekehrt wirkt sich eine zu rasche und flache Atmung negativ auf uns aus, weil sie Nervosität, Streß, Verspannungen und Schmerzen steigern kann.

Ein sehr häufiger Fehler bei der Atmung ist, daß sich bei der Einatmung zwar der Brustkorb erweitert, aber der Bauch eingezogen wird, statt sich nach vorne zu wölben. Die Bauchatmung wird dadurch erheblich beeinträchtigt. Oft kommt es aus modischen Gründen zu dieser Fehlatmung: durch Einziehen des Bauches oder einengende Kleider.

Im Yoga sollen alle Übungen, also auch die Atemübungen, langsam und ohne unnötige Spannungen durchgeführt werden – ohne Ehrgeiz und Wetteifer. Der Atem soll unhörbar sein. Man atmet grundsätzlich durch die Nase (weil die Luft in der Nase gereinigt, befeuchtet und erwärmt wird) und versucht, die Atmung durch Übungen schrittweise zu verlangsamen und zu verlängern. Erst durch die richtige Atmung kommen die Wirkungen der Yogaübungen zu ihrer vollen Entfaltung.

Bei allen Übungen ist es sehr wichtig, sie in einem körperlich und geistig entspannten Zustand durchzuführen. Ein körperlich entspannter Zustand ist deshalb wesentlich, weil nur dann die Muskulatur, die bei der jeweiligen Asana gedehnt wird, die volle Bewegung zulassen kann, ohne dagegen zu spannen. Ein geistig entspannter Zustand ist notwendig, damit die Asanas mit voller Konzentration auf Spannung, Entspannung und Atmung geübt werden können. Durch bewußtes Ausatmen kann man die Entspannung der Muskulatur erheblich unterstützen, da das Ausatmen mit Muskelentspannung verbunden ist.

Yoga zeigt uns, wie wir durch verschiedene Atemtechniken Körper und Geist beeinflussen können. Unsere gewohnte Atmung hat sich leider von der natürlichen und richtigen Atmung weit entfernt.

Eine grundsätzliche Bedingung zur Wiederherstellung der gesunden Atmung ist das Einüben der YOGA-VOLLATMUNG.

Zum Erlernen dieser Atmung hilft die Unterscheidung der folgenden drei Atmungstypen: 

  1. Bauch- oder Zwerchfellatmung

    Beim Einatmen bewegt sich das Zwerchfell nach unten und komprimiert die Bauchorgane, sodaß sich die Bauchdecke nach vorne wölbt. Beim Ausatmen kehrt das Zwerchfell nach oben zurück, und die Bauchdecke wird wieder flach. Ausatmen ist im Gegensatz zum Einatmen ein passiver Vorgang. Die Bauchatmung bildet die Basis der Atmung. Sie ermöglicht die volle Ausnutzung der Lungenkapazität, verlangsamt und vertieft auf natürliche Weise die Atmung und fördert die Entspannung.

  2. Brustatmung

    Beim Einatmen heben sich die Rippen, sodaß der Brustkorb sich erweitert, beim Ausatmen kehren die Rippen wieder in die ursprüngliche Stellung zurück. Die Atemluft strömt in die mittleren Partien der Lungen. Die Lungen werden weniger gefüllt als bei der Bauchatmung, und die Atmung ist schneller und flacher. Zu dieser Atmung kommt es automatisch in Stresssituationen, bei Nervosität und Anspannung. Durch die unbewußt einsetzende raschere Atmung wird dieser erhöhte Spannungszustand weiter verstärkt oder bleibt zumindest erhalten. Um diesen ungünstigen Regelkreis zu unterbrechen, ist die tiefe und langsame Bauchatmung eine gute Hilfe.

  3. Schlüsselbeinatmung

    Bei dieser Art der Atmung strömt die Luft in die Lungenspitzen. Beim Einatmen hebt sich der obere Teil des Brustkorbs mit den Schlüsselbeinen, beim Ausatmen senkt er sich wieder. Die Atmung ist sehr flach und rasch. Zu dieser Form der Atmung kommt es in hochgradigen Stress-, Angst- und Atemnot­situationen. 

Bei einer gesunden und natürlichen Atmung kommen alle drei Variationen in einem Atemzug vor. Sie sollen sich zu einer "fließenden Welle" vereinigen, die beim Einatmen von unten nach oben und beim Ausatmen von oben nach unten verläuft. Beim Einatmen wölbt sich der Bauch nach vorn und der Brustkorb wird weiter; beim Ausatmen kehren Brustkorb und Bauch wieder in ihre ursprüngliche Lage zurück. Indem man diese Atmung so durchführt, daß – auf natürliche Weise und ohne zu forcieren – die volle Lungenkapazität ausgenützt wird, praktiziert man die YOGA-VOLLATMUNG.

ASANAS

Die Sprache des Körpers

ASANA ist das Sanskrit-Wort für Sitz oder Haltung. Allgemein ausgedrückt bedeutet Asana, eine bestimmte Körperhaltung längere Zeit hindurch bequem und entspannt einzunehmen. Patanjali, der im 2. Jh. v. Chr. die Prinzipien und Erkenntnisse des Yoga in den "Yoga Sutras" (Lehrsätzen) niederschrieb, nannte nur die Meditationshaltung "Asana", die Körperübungen hingegen "Yoga Vyayam". Im normalen Sprachgebrauch werden jedoch auch die dynamischen Yogaübungen als Asanas bezeichnet.

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Viele Asanas wurden von den natürlichen Bewegungen und Haltungen der Tiere abgeleitet und nutzen das Vorbild der Natur zur Selbsthilfe. Zahlreiche Asanas tragen Tiernamen wie "Katze", "Reh", "Tiger", "Hase" usw.

Durch die Übung von Asanas werden die wohltuenden Wirkungen erzielt, welche die Tiere veranlaßt, diese Haltung instinktiv einzunehmen. Zum Beispiel: Marjari (Katze) zur Streckung des Körpers und der Wirbelsäule, Bhujangasan (Kobra) zur Lösung von Aggression und Emotionen, Shashankasan (Hase) zur Entspannung. Als höchste und "königliche" Asanas gelten der Shirshasan (Kopfstand) und der Padmasan (Lotus).

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Asanas haben eine tiefgreifende Wirkung auf Körper und Geist. Sie wirken auf Muskeln, Gelenke, Atmung, Herz, Kreislauf, Nerven- und Lymphsystem, auf sämtliche Organe und Drüsen sowie auf Geist, Psyche und Chakras (Energiezentren).

Asanas sind psychosomatische Übungen, die eine stärkende und ausgleichende Wirkung auf das gesamte Nervensystem haben und die psychische Verfassung des Übenden harmonisieren und stabilisieren. Gelassenheit und geistige Ruhe, Entspannung und ein Gefühl von innerer Freiheit und Frieden sind die Wirkungen, die durch diese Übungen erzielt werden.

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Das System "Yoga im täglichen Leben" ist so aufgebaut, daß der Körper schrittweise und systematisch, ausgehend von einfachen und vorbereitenden Übungen auf die fortgeschrittenen und schwierigeren Asanas vorbereitet wird. Am Beginn und am Ende jeder Übungsstunde sowie zwischen den einzelnen Übungen werden Entspannungsphasen eingehalten.

Durch das Trainieren der Entspannungsfähigkeit wird das Gefühl für den eigenen Körper vertieft. Körperliche und geistige Entspannung sind Voraussetzung für die richtige Ausführung aller Yogaübungen, und erst dadurch kommen die Wirkungen der Asanas vollständig zur Entfaltung.

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Eine bedeutende Rolle bei der Durchführung der Asanas spielt die Atmung. Durch den Einklang von Atmung und Bewegung wird die Ausführung harmonisch. Die Atmung vertieft sich, Kreislauf und Stoffwechsel werden angeregt. Mit Hilfe der Atmung kann die Muskelentspannung erheblich unterstützt werden, indem man sich auf die verspannten Körperteile konzentriert und diese bewusst mit jeder Ausatmung entspannt.

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Da die meisten Menschen zu flach und unzureichend atmen, wird in "Yoga im täglichen Leben" die "Yoga-Vollatmung" geübt. Diese ist eine Voraussetzung für eine ausreichende Stoffwechselfunktion. Durch regelmäßiges Üben wird diese Atmungsform allmählich zur gewohnten und normalen Atmung.

Die langsamere, vertiefte Atmung verbessert die Körperdurchblutung und die körperliche Kondition. Sie ist nicht nur für das körperliche Wohlbefinden von Bedeutung, sondern fördert auch die geistige und psychische Ausgeglichenheit.

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Unterschiede zwischen Asanas und Gymnastik

Im Gegensatz zu gymnastischen Übungen werden Asanas langsam ausgeführt, um den geistigen Mitvollzug und das bewußte Nachfühlen der Bewegung zu ermöglichen. Nicht die Anzahl der Übungen ist wichtig, sondern allein die Qualität der Durchführung. Vor, zwischen und nach den Übungen soll eine Phase bewußter körperlicher und geistiger Entspannung eingehalten werden.

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Sinn und Zielsetzung der Asanas ist nicht das Umsetzen aufgestauter Energie und Span­nung in Bewegung, sondern eine Harmonisierung von Körper und Geist durch be­wußte Wahrnehmung der körperlichen und geistigen Vorgänge sowie durch konzentrierte Bewe­gung und Entspannung. Durch Asanas wird der Kör­per nicht ermüdet oder erschöpft, sondern im Gegenteil, er wird mit Energie aufgeladen erholt und erfrischt.

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Wichtige Prinzipien für die Durchführung von Asanas:

  • Asanas werden stets in Koordination mit der Atmung durchgeführt:

    • Bewegungen, die den Brust- und Bauchraum dehnen, werden stets mit der Einatmung verbunden.
    • Bewegungen, die den Brust- und Bauchraum verengen, werden stets mit der Ausatmung verbunden.

  • Zuerst wird eine Asana ein- oder zweimal ohne längeres Anhalten durchgeführt, wobei Körperbewegung und Atem synchronisiert werden. Dabei ist genau festgelegt, bei welcher Bewegung ein- bzw. ausgeatmet wird. Diese Übungsweise beruhigt das Nervensystem, regtdie Drüsen an, vergrößert die Atemkapazität und befreit von körperlichem und geistigem Streß. Der Geist wird entspannt, ruhig und klar.

  • Erst nach dieser Vorübung soll die Asana mit normalem Atem für längere Zeit eingehalten werden. Dabei konzentriert man sich auf jenen Teil des Körpers, auf den die Übung besonders wirkt. Auch das Atembewußtsein wird zu diesem Körperbereich gelenkt.

  • Danach wird eine Gegenübung oder Ausgleichsstellung durch­geführt. Wird zum Beispiel ein Körperteil gebeugt oder komprimiert, so wird er durch eine darauffolgende Asana gestreckt oder gedehnt.

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Chakras

 "Die Erweckung der Chakras ist kein physischer Vorgang, sondern eine geistiger und spiritueller Entwicklungsprozess. Die Chakras zu erwecken, bedeutet Klarheit und Weisheit zu entwickeln, unser inneres Potenzial zu verwirklichen, um schließlich das Ziel des Yoga, die Vereinigung mit dem höchsten Selbst und Befreiung zu erlangen."

Paramhans Swami Maheshwarananda

Chakras sind Energiezentren in unserem Körper, die auf der körperlichen, geistigen und spirituellen Ebene unserer menschlichen Existenz wirken.

Durch Yogaübungen – Asanas, Pranayama, Entspannung, Konzentration und Meditation - können wir Blockaden in den Chakras lösen, ihre Energie zum Fließen und ins Gleichgewicht bringen. Indem wir die schlafenden Kräfte der Chakras erwecken und ihre verborgenen Schätze ans Bewusstsein heben, können wir verwirklichen, was wir uns alle wünschen: ein gesundes, ausgeglichenes und sinnerfülltes Leben in Frieden, Liebe und Weisheit.

Die Chakras in der Reihenfolge von unten nach oben:

muladharDas Muladhara Chakra ist der Ausgangspunkt der Entfaltung unseres Bewusstseins.

Dort liegen die Karmas früherer Existenzen verborgen, die unser Schicksal und unsere Zukunft bestimmen. Diese zu reinigen und zu lösen ist die Voraussetzung für unsere Weiterentwicklung.

 

svadhistanIm Svadhishthana Chakra findet die Arbeit an unserem Charakter und unserer Persönlichkeit statt.

Hier entfalten sich unser Selbstbewusstsein, unsere Tatkraft und Freude. Diesen gegenüber stehen die zu überwindenden Eigenschaften wie Egoismus, Zorn, Gier, Neid und Eifersucht.

 

manipurIm Manipura Chakra betreten wir die "Juwelenstadt", in der wir die Perlen von Selbstvertrauen, rechter Entscheidung, Lebenskraft und Gesundheit finden können.

Eine große Anzahl physischer und psychischer Störungen bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen haben ihre Ursache darin, dass dieses Chakra blockiert oder im Ungleichgewicht ist.

 

anahatDas Anahata Chakra ist der Sitz des göttlichen Selbst.

Im Herzzentrum erblühen unsere edelsten Gefühle: allumfassenden Liebe, Güte, Verzeihung und Barmherzigkeit. Es ist das Zentrum der schönen Künste wie Dichtung, Musik und Malerei.

Ist dieses Chakra jedoch nicht gereinigt, fallen wir wieder zurück in die niederen Triebe von Anhänglichkeit, Leidenschaft und Eifersucht.

 

vishuddhiDas Vishuddhi Chakra ist die "Kläranlage", in welcher Umweltgifte ebenso wie mentale Verunreinigungen gesäubert und unschädlich gemacht werden.

Depressionen, Ängste, Unruhe und Nervosität sind Zeichen einer verminderten oder blockierten Funktion dieses Chakras.

Klare und freie Gedanken, Ausdruckskraft in Rede und Schrift, Kreativität und Unerschrockenheit sind die Schätze, die wir hier finden.

 

ajnaDas Agya Chakra stellt die Grenze zwischen menschlichem und göttlichem Bewusstsein dar.

Hier öffnet sich das "Auge des Wissens"; hier begegnen wir dem "inneren Meister" und erkennen unser wahres Selbst.

Nur wenn sich der egozentrische Intellekt dem höheren, göttlichen Prinzip beugt, kann die Kundalini-Energie weiter aufsteigen.

 

binduVom Bindu Chakra fließt der "Nektar der Unsterblichkeit".

Gelingt es uns, dieses Zentrum zu erwecken und den Nektar zu gewinnen, erlangen wir jugendliche Frische, Vitalität und Gesundheit bis ins hohe Alter.

 

sahasraIm Sahasrara Chakra haben wir endlich das Ziel unserer Reise erreicht.

Indem wir die höchste Stufe des Bewusstseins (Samadhi) erreichen, werden wir zu dem Tropfen, der in den Ozean taucht und so zum Ozean wird: Im Samadhi vereinigt sich das individuelle Bewusstsein mit dem göttlichen Bewusstsein und erlangt Moksha, die Befreiung vom Rad der Wiedergeburt.

 

 

Die vier Yogawege

Wie wir selbst aus Erfahrung wissen, unterscheiden sich die Menschen in ihren Gefühlen, Gedanken, Zielen und Vorlieben. Dementsprechend gibt es vier Yogawege, die den unterschiedlichen Veranlagungen und Neigungen der Menschen Rechnung tragen.

Bevor wir uns den Yogawegen zuwenden, noch einige Grundgedanken zum Ziel des Yoga.

Unser Selbst (Atma) entstammt dem Höchsten Selbst (Paramatma). Das Wesen des Höchsten Selbst ist Glückseligkeit (Ananda), und weil unser inneres Selbst Teil des Höchsten ist, strebt auch jeder Mensch danach, glücklich zu sein. Jeder, mag er an Gott glauben oder nicht, mag er sich dessen bewußt sein oder nicht, strebt letztlich nach Glück.

Wahrhafte und beständige Glückseligkeit (Ananda) aber können wir in der äußeren Welt nicht finden;  sie liegt in unserem inneren Selbst begründet. Nur durch Weisheit, Meditation und göttliche Gnade kann immerwährende Glückseligkeit erreicht werden, und sie wird nur von dem erlangt, der aufrichtigen Herzens danach strebt und sucht. Gottes Gnade ist überall und jederzeit mit uns, so wie die Sonne immer scheint, auch wenn der Himmel von Wolken verdeckt ist.

Um Gott zu erkennen und Seiner Gnade bewußt zu werden, müssen wir die Wolken der Unwissenheit aus unserem Bewußtsein vertreiben.

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Diese vier Yogawege bieten uns die Methoden und Hilfsmittel dazu und führen uns so zu unserem Ziel.

  1. Karma Yoga

    behandelt Ursache, Handlung und Wirkung. Jede Handlung übt eine Wirkung auf Körper, Geist und Bewußtsein aus, und gemäß ihrem ethischen Wert und der Absicht, mit der sie ausgeführt wurde, wird das Ergebnis sein.

  2. Bhakti Yoga

    ist der Weg der Hingabe und Liebe zu Gott, zur ganzen Schöpfung – zu den Menschen ebenso wie zu den Tieren und zur gesamten Natur.

  3. Raja Yoga

    wird auch der "königliche Weg des Yoga" oder der "Acht­stufige Pfad" genannt. Er ist der Weg der Selbstdisziplin und umfaßt unter anderem die uns bekannten Yogatechniken, wie Asanas, Pranayamas, Meditation und Kriya.

  4. Gyana Yoga

    ist der philosophische Weg. Das heißt, durch Studien, Übungen und praktische Erfahrungen zur Unterscheidung zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit sowie zur Selbsterkenntnis zu gelangen.

Diese vier Yogawege stellen jedoch keine getrennten Pfade dar; sie sind vielmehr eng miteinander verbunden: Wenn wir an Gott denken und uns liebevoll den Mitmenschen und der Natur zuwenden, sind wir Bhakti-Yogis, indem wir anderen beistehen und helfen, Karma-Yogis, wenn wir meditieren und unsere Yogaübungen durchführen, Raja-Yogis, und im Nachdenken über den Sinn des Lebens und Forschen nach Wahrheit und Wirklichkeit Gyana-Yogis.

Auf diese Weise können wir alle vier Yogawege in unser tägliches Leben integrieren.

Hauptziele

Die Ziele von »Yoga im täglichen Leben« sind:

-  Physische Gesundheit
-  Geistige Gesundheit
-  Soziale Gesundheit
-  Spirituelle Gesundheit
-  Selbstverwirklichung und Verwirklichung des Göttlichen in uns

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Diese Ziele sind erreichbar durch:

-  Liebe und Hilfe für alle Lebewesen
-  Achtung des Lebens, Schutz der Natur und Umwelt
-  Friedvolle Geisteshaltung
-  Vollwertige vegetarische Nahrung
-  Reine Gedanken und positive Lebensführung
-  Körperliche, geistige und spirituelle Übungen
-  Toleranz gegenüber allen Nationen, Kulturen und Religionen

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Physische Gesundheit

Gesundheit des Körpers ist eine der wichtigsten Grundlagen unseres Lebens. Paracelsus sagte ganz richtig: »Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts«. Zur Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit gibt es Körperübungen (Asanas), Atemübungen (Pranayamas) und Entspannungstechniken.

In »Yoga im täglichen Leben« sind die klassischen Asanas und Pranayamas in ein achtstufiges System eingeteilt, das mit den »Sarva Hita Asanas« (= "Übungen, die für alle gut sind") beginnt. Nach der ersten, vorbereitenden Stufe folgen sieben weitere Teile, die in aufbauender Weise zu fortgeschrittenen Asanas und Pranayamas hinführen. Aus den Grundübungen wurden mehrere Spezialprogramme entwickelt: »Yoga gegen Rückenschmerzen«, »Yoga für Gelenke«, »Yoga für Senioren«, »Yoga für Manager«, »Yoga für Kinder«.

Weitere wertvolle Übungen aus »Yoga im täglichen Leben« für die Erhaltung unserer Gesundheit sind die Reinigungstechniken des Hatha Yoga, Tiefenentspannung (Yoga Nidra), Konzentrationsübungen (z.B. Trataka) sowie Mudras und Bandhas (spezielle Yogatechniken).

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Ein wichtiger Faktor für unsere Gesundheit ist die Nahrung, die wir zu uns nehmen. Was wir essen, beeinflusst sowohl unseren Körper als auch unsere Psyche, Gewohnheiten und Eigenschaften – kurz gesagt, unsere Nahrung wirkt auf unser gesamtes Dasein ein. Die Nahrung ist die Quelle unserer körperlichen Energie und Vitalität.

Eine ausgewogene und gesunde Ernährung umfasst Getreide, Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst, Nüsse, Milch und Milchprodukte sowie Honig, Keimlinge, Salat, Samen, Kräuter und Gewürze – als Rohkost oder frisch zubereitet. Zu vermeiden sind alte, aufgewärmte und denaturierte Nahrungsmittel, Fleisch (auch alle Fleischprodukte sowie Fisch) und Eier. Ebenso zu meiden sind Alkohol, Nikotin und Drogen, da sie die Gesundheit zerstören.

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Geistige Gesundheit

Häufiger werden wir von Geist und Sinnen gelenkt, anstatt diese unter unserer Kontrolle zu haben. Um den Geist zu kontrollieren, bedarf es zuerst der Selbstanalyse und inneren Reinigung. Negative Gedanken und Ängste bewirken eine Dysbalance der körperlichen und nervlichen Funktionen und werden zur Ursache zahlreicher Krankheiten und Leiden. Klarheit des Denkens, innere Freiheit, Zufriedenheit und ein gesundes Selbstbewusstsein sind Grundlagen des geistigen Wohlbefindens. Daher streben wir danach, allmählich unsere negativen Eigenschaften und Gedanken zu überwinden und positives Denken und Handeln zu entwickeln.

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Auch dafür bietet »Yoga im täglichen Leben« zahlreiche Möglichkeiten an. Mantra-Übung (Mantra = spirituelles Wort oder Hymne), Beachtung ethischer Prinzipien, gute Gesellschaft und inspirierende Bücher reinigen und befreien unseren Geist. Ein wichtiges Instrument unserer Selbsterforschung und Selbsterkenntnis ist die »Self-Inquiry-Meditation«, eine stufenweise aufbauende Meditationstechnik der Selbstbefragung und Selbstanalyse.

In dieser Meditationsübung kommen wir in Kontakt mit unserem Unterbewusstsein, dem Ursprung unserer Wünsche, Komplexe, Verhaltensmuster und Vorurteile. Diese Übung führt uns vom Kennenlernen des eigenen Wesens – wie wir sind und warum wir so geworden sind – über die Selbstakzeptanz zur Selbstverwirklichung. Sie ermöglicht uns, schlechte Eigenschaften und Gewohnheiten zu überwinden, und hilft uns so, die Probleme des Lebens besser zu meistern.

Soziale Gesundheit

Mit sozialer Gesundheit ist die Fähigkeit gemeint, selbst glücklich zu sein und auch andere glücklich machen zu können. Sie bedeutet, den Kontakt und die Kommunikation mit anderen Menschen zu pflegen, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen und für die Gemeinschaft zu arbeiten, ebenso wie die Fähigkeit, sich zu entspannen und das Leben in seiner Schönheit zu erfahren.

Drogenabhängigkeit zum Beispiel – um ein brennendes Problem unserer Zeit zu nennen – ist ein Zeichen sozialer Krankheit. Mit Hilfe von »Yoga im täglichen Leben« kann dieses Leiden überwunden und dem Leben ein neuer Sinn und ein positives Ziel gegeben werden. Gute Gesellschaft beeinflusst und formt Persönlichkeit und Charakter und ist daher von allergrößter Bedeutung für die geistige Entwicklung.

Gemäß »Yoga im täglichen Leben« zu leben bedeutet, für sich selbst und für andere zu arbeiten. Wertvolle und aufbauende Arbeit für sich selbst, für den Nächsten, für die Gesellschaft, zur Erhaltung von Natur und Umwelt sowie für den Frieden in der Welt zu leisten. Yoga zu praktizieren heißt, im positivsten Sinn aktiv zu sein und zum Wohle der ganzen Menschheit zu wirken.

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Spirituelle Gesundheit
Das höchste Prinzip des spirituellen Lebens und oberste Gebot der Menschheit ist:

AHIMSA PARAMO DHARMA
Nicht-Verletzen ist das höchste Prinzip

Dies umfasst das Nicht-Verletzen durch Handlungen, durch Worte, Gedanken und Gefühle. Gebet, Meditation, Mantra, positive Gedanken und Toleranz führen zur spirituellen Gesundheit. Der Mensch soll Beschützer, nicht Zerstörer sein. Geben, Verstehen und Verzeihen sind jene Eigenschaften, die uns wahrlich zu Menschen machen.

Alle Formen des Lebens zu schützen und in ihrer Eigenart und Eigenständigkeit zu achten, ist ein Hauptaspekt der Yogalehre. Damit wird eine breite Basis für gegenseitige Liebe und Hilfe, Verständnis und Toleranz eröffnet – nicht nur zwischen einzelnen Personen, sondern zwischen allen Menschen, Nationen und Glaubensrichtungen.

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Ein Grundprinzip von »Yoga im täglichen Leben« ist die Glaubensfreiheit. Yoga ist keine Religion; es ist die Quelle der Spiritualität und Weisheit. Indem es die religiösen Grenzen transzendiert und überbrückt, weist Yoga uns den Weg zur Einheit.

Für den spirituellen Aspiranten bietet »Yoga im täglichen Leben« Anleitung auf dem Weg des Mantra Yoga und Kriya Yoga. Der Mensch als das am höchsten entwickelte Wesen auf Erden ist fähig, sein wahres Wesen und inneres Selbst – Gott – zu erkennen.

Das spirituelle Ziel des Yoga ist Gottverwirklichung – die Verbindung zwischen der individuellen Seele und Gott. Die Erkenntnis, dass wir alle eins in unserer gemeinsamen Wurzel und Verbindung zu Gott sind, ist die erste Stufe dazu.

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Die Entscheidung für deine Gesundheit, dein Wohlbefinden, für ein freies, glückliches Leben liegt in deinen Händen. Mit regelmäßiger Übung und fester Entschlossenheit ist dir der Erfolg sicher.

Ich wünsche allen Yogaübenden und jenen, die den Yogaweg beginnen, Glück, Erfolg, Gesundheit, Harmonie, Freude im Leben und Gottes Segen.

Paramhans Swami Maheshwarananda
Mahamandaleshwar

Das System "Yoga im täglichen Leben"

ENTSPANNUNG - Augenblicke des Friedens

Damit die Yogaübungen ihre volle Wirkung erzielen können, ist es nötig zu lernen, wie man sich vor und zwischen den einzelnen Übungen richtig entspannt.

 

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ASANAS - Die Sprache des Körpers

»Asana« ist das Sanskrit-Wort für Sitz oder Körperhaltung. Allgemein ausgedrückt bedeutet Asana, eine bestimmte Körperhaltung längere Zeit hindurch bequem und entspannt einzunehmen.

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PRANAYAMA

Pranayama ist die bewußte und willentliche Lenkung der Atmung (Prana= Atem, ayam = kontrollieren, regulieren). Mit jedem Atemzug nehmen wir nicht nur Sauerstoff auf, sondern auch Prana. Prana ist kosmische Energie, die Kraft im Universum, die erschafft, bewahrt und verändert – das Grundelement von Leben und Bewußtsein.

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“MEDITATION der SELBSTANALYSE”

Die »Self-Inquiry-Meditation« ist ein Teil des Systems »Yoga im täglichen Leben«. Ebenso wie wir in diesem System bei der Übung von Asanas und Pranayamas systematisch angeleitet und weitergeführt werden, sind auch die Konzentrations- und Meditationsübungen stufenweise aufbauend.

Die Techniken der »Self-Inquiry-Meditation« verhelfen uns zur Selbst-Erkenntnis, Selbst-Kontrolle und Selbst-Entfaltung, mit dem Ziel der Erfahrung und Verwirklichung des göttlichen Selbst (Atma) in uns. Ein so hohes Ziel kann nicht von heute auf morgen erreicht werden, sondern erfordert Selbstdisziplin, Übung und Anleitung durch einen Meister.

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BANDHAS

Bandha bedeutet verschließen, stauen. Bei der Durchführung eines Bandha wird in kontrollierter Weise der Energiefluß an bestimmten Körperstellen angehalten. Dadurch strömt die Energie beim Lösen des Bandha in verstärkter und vermehrter Weise durch den Körper.

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HATHA YOGA KRIYAS

»Hatha« heißt Willenskraft und bedeutet hier: diszipliniertes Üben und Handeln unter Einsatz von Willenskraft und Energie.

Hatha Yoga ist der Weg der Übung und Reinigung (innerlich sowie äußerlich) und somit ein weiterer Yogaweg, zusätzlich zu den vier traditionellen Yogawegen. Die regelmäßige Durchführung dieser Übungen erfordert Willenskraft und Disziplin, deshalb heißt dieser Weg: Hatha Yoga.

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