2025 03 Wien Themen Satsang

Die heilende Wirkung von Mantren und Bhajans auf den menschlichen Körper und Geist

Vortrag von Dr. Sushrut Sardeshmukh am 11. Mai 2025 im Guruji Ashram Wien, im Rahmen der Ayurveda Akademy of Yoga in Daily Life. Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Muktamani

OM

Guru Brahma Guru Vishnu

Guru Devo Maheshwaraha

Guru Saakshat Para Brahma

Tasmai Shree Gurave Namah

Wir sitzen hier mit Verehrung zu den Lotus-Füßen der Meister, der verehrten Sri Alakhpuriji, Sri Devpuriji, Sri Madhavanandaji und Mahamandaleshwar Swami Maheshwaranandaji.

Hari OM

Ich heiße euch alle heute willkommen.

Eine schöne Schwingung, Stimmung ist hier. Und ich denke, durch Swamijis Segen haben wir eine Plattform, einen Ort hier, wo wir all diese Hektik, die wir im Leben haben, hinter uns lassen können. Um uns zu beruhigen und auch etwas Frieden in unsere Gedanken oder in unseren Geist zu bringen. Bhajans sind eine große Möglichkeit um unsere Hingabe zu Gott auszudrücken und wir lassen dadurch auch sehr viel Frieden in uns entstehen.

Das Thema des heutigen Vortragabends, zu dem ich eingeladen wurde, ist Mantra, Raga und Omkar. Mein Dank geht an Muktamaniji für die Gelegenheit, den Satsang heute Abend zu besuchen, denn er bietet mir eine gute Möglichkeit, über Musik zu sprechen, d.h. über Ragas und Mantren und weil er vor allem den Bhajans gewidmet ist. Ich habe daher einen Vorschlag:

Weil wir hier alle schon in schöner Atmosphäre zusammen sind, lasst uns gemeinsam dreimal OM singen. So lasst uns diese Stimmung aufrechterhalten, die der Segen unserer Meister in uns geschaffen hat. Denn von ihnen wurde uns OM gegeben, durch das wir das Wissen über uns haben.

Erst einmal einatmen und vollständig ausatmen. Dann singen wir dreimal OM. Danach öffnen wir langsam unsere Augen und können nachvollziehen, was diese schöne Schwingung, die wir erlebten, erschaffen hat, indem wir diese eine Silbe singen, nämlich das Mantra OM.

Lasst uns kurz darüber sprechen, was ein Mantra ist. Es ist eine spezielle Auswahl an Worten, die uns hilft, mit der göttlichen Kraft, an die wir glauben, in Verbindung zu treten. Wir wissen, dass uns unsere Immunität hilft, alle schwierigen Situationen anzusehen, denen wir in verschiedenen Lebenslagen begegnen. Dafür brauchen wir nicht nur eine physische, sondern auch eine emotionale Widerstandskraft. Und diese kommt von der emotionalen Stärke und der spirituellen Kraft, die durch das Singen von Mantren gestärkt werden. Es hilft uns Energie zuzuführen, und gleichzeitig schafft es einen Schutzmantel um uns herum.

Es gibt verschiedene Mantren, und dazu gibt es auch gewisse Regeln, die man zu befolgen hat. Diese Regeln soll man wissen, bevor man ein Mantra rezitiert. Das Wichtigste ist, dass man ein Mantra von einem Guru empfangen hat. Denn überhaupt einen Guru zu haben, der uns dieses Mantra gab, ist ein Segen. Und diesen Segen zu haben ist eine der wichtigsten Erfahrungen im Leben. Dies ist folgendermaßen erklärbar: Wenn beispielsweise ein Mensch in die Apotheke geht, ist er selbst nicht in der Lage, sich das passende Medikament auszusuchen bei der Fülle der dort angebotenen Heilmittel. Er braucht einen Arzt, der ihm genau sagt: „Das ist gut für dich, und das und das.“ Dementsprechend kann uns der Guru sagen, welches Mantra für welchen Zweck in unserem Leben benötigt wird. Mantren wurden vor vielen Tausenden Jahren von den Rishis erfahren. Kann also ein Mantra unsere Probleme lösen und uns all das geben, was wir möchten? Eigentlich nicht. Es zeigt uns einfach den Weg, den richtigen Pfad, und verleiht Kraft und emotionelle Stärke, um diesen Weg zu gehen und alle Schwierigkeiten und Hindernisse wahrzunehmen, die uns entgegentreten. Aber es gibt auch Menschen, die keinen Guru haben, und dafür gibt es auch Mantren, z.B. das Gayatri-Mantra. Ich möchte euch Folgendes dazu mitgeben: Gayatri bedeutet Sonne. Es ist das Surya- Gayatri-Mantra – wodurch wir die Sonne verehren. Wir alle glauben an einen Gott oder an gewisse Kräfte. Und da gibt es etwas, was wir direkt erkennen können, und das kann jeder von uns, nämlich, die Sonne sehen. Morgens, nach einem Bad - denn wir sollten physisch gereinigt sein – sollen wir ein solches Mantra singen, um dessen klärende Wirkung richtig wahrzunehmen. Nach einem Bad wenden wir uns also gegen Osten, die Himmelsrichtung, in der die Sonne aufgeht, dann kann dieses Mantra gesungen werden. Dabei geht es nicht um die Anzahl der Wiederholungen, sondern um das Vertrauen und die Hingabe, mit denen gesungen wird.

Wir verwenden heutzutage sehr oft Sonnenenergie für die Energiegewinnung, und genauso können wir auch beobachten, dass viele Störungen und Krankheiten entstehen können, wenn es speziell in Europa keine Sonneneinstrahlung gibt. Durch Singen dieses Mantras versuchen wir, die Energie der Sonne in uns aufzunehmen. Es gibt auch ein Ritual dazu, und zwar, dass man Wasser darbietet oder opfert, während man das Mantra singt und in Richtung Sonne blickt. In der Sanatan Dharma Philosophie ist alles genau beschrieben, was an Ritualen während eines ganzen Tages durchzuführen ist, ab dem Zeitpunkt, an dem man aufsteht, bis zu dem Zeitpunkt, an dem man sich wieder schlafen legt. Denn wir wissen alle, dass man ohne Disziplin nicht wirklich etwas erreichen kann. Sogar nach Patanjalis Ashtanga Yoga lässt sich dies feststellen. In seinen Yoga-Sutras hat Patanjali die Asanas nicht auf den ersten Platz gesetzt, sondern sie folgen erst nach den Yamas und Niyamas an  dritter Stelle. Zuerst braucht man also klare Gedanken, dann ein diszipliniertes Herangehen und dann beginnen die Asanas.

Wir kennen auch das Mantra Shubham Karoti Kalyanam usw. Shubham bedeutet „etwas Besonderes“. Wir tun etwas Besonderes, denn wenn wir die Kerze entzünden und gleichzeitig dieses Mantra rezitieren, dann möchten wir auch mithilfe dieses Mantras dieses besondere Licht in uns aufnehmen, das wir eben entzünden. Es ist das Sonnenlicht, das wir in den Abend mitnehmen. Mantren und Gebete, brauchen wir also als Affirmationen und Bezüge, damit uns immer Frieden und Glück umgibt.

Es gibt verschiedene andere Mantren für andere Gottheiten, abgesehen von den eben erwähnten Mantren, die die Sonnenkraft als göttliche Kraft verehren.

Um ein bestimmtes Mantra zur Rezitation zu wählen, muss es einen Grund geben, der unserem Guru bekannt ist, der uns damit führt. Denn die Mantren haben eine ebensolche Energie wie die Chakren unseres Körpers, d. h., dass unser Körper von den Mantren direkt erreicht und beeinflusst werden kann. Außerdem helfen Mantren, unseren Geist zu beruhigen und uns auf den positiven Inhalt des Mantras zu fokussieren, welches wir rezitieren. Wir können davon profitieren, wenn das Positive im Mantra, das beim Rezitieren mitschwingt, auf uns wirkt, weil wir seine Bedeutung aufnehmen.

Es gibt auch ein Mantra, das wir vor dem Essen als Dank rezitieren. So soll alles, was wir tun, mit Respekt und einem Gebet beginnen und uns sicher zum Erfolg führen.

Nun lasst uns das Thema wechseln von Mantra zu Raga.

Was ist also eine Raga in der indischen klassischen Musik?

Diese Musik hat eine Basis, eine Abfolge von Tönen. Man kann sie nicht irgendwie nach eigenem Gutdünken zusammenstellen, denn sie ist ein Weg der Disziplin. Daher nennt man sie auch „klassische“ Musik. Es sind speziell entwickelte Töne oder Noten, die in einem System gespielt und auch dargestellt werden, das wieder die Grundlage für eine Melodie schafft. Wir alle wissen, dass der Gehörsinn einer unserer Sinne ist. Wir haben 5 Hauptsinne: Sehsinn, Geruchsinn, Geschmacksinn, Gehörsinn und Tastsinn. Wenn wir z.B. etwas hören, wie ein Kratzen oder wenn ein Sessel rutscht, also ein unangenehmes Geräusch, dann möchten wir am liebsten nicht hinhören oder die Ohren zuhalten. Andererseits mögen wir es, wenn wir in einem schönen Garten sitzen und in der Früh die Vögel zwitschern hören oder z.B. Wasser rauschen hören. Warum ist das so? Weil es den Gesetzen des Geistes entspricht, die Aufgabe des Geistes ist, diese Wahrnehmungen entsprechend zu unterscheiden. Acharya Sushrut, ein Gelehrter des Ayurveda, der eine ganze Lehre begründet hat, hat schon einen Grundsatz beschrieben. Eine Norm für den Menschen, nach der im Ayurveda jemand gesund ist, und zwar auf zwei Arten. Die Sanskrit Definition von Ayurveda ist, zu gewährleisten, dass „sama doshah sama agnischa sama dhatu mala kryaaha/ Prasanna atma  indrya manaha swastha iti abhidheeyate//“.  Das Wort „svastha“ bedeutet Gesundheit. Die erste Zeile des Lehrsatzes beschreibt den physischen Status der Gesundheit, die zweite Zeile beschreibt – Glück. Er spricht über Glück, Atma, die Seele und die Sinne.

Die Bedeutung des Lehrsatzes ist:

 Nur ein Mensch mit einem harmonischen und ausgeglichenen physischen System  und einem glücklichen und zufriedenen Geisteszustand, also nur so ein Mensch, bei dem beide Aspekte harmonisch zusammenspielen, wird als gesunde Person bezeichnet. Nur so gibt es Gesundheit, sie ist das Körper-Geist-Gleichgewicht.

Und die Musik hilft, gemäß Ayurveda, unmittelbar bei der Herstellung oder Erhaltung dieses Gleichgewichtes. Wenn diese angenehmen Klänge unser Ohr erreichen und unser Gehirn sie als angenehme Töne erkennt, dann hilft ein solcher angenehmer Geisteszustand automatisch dem Körper, angenehm und gut zu sein. Heute gibt es so viele Arten von Störungen und Krankheiten, die auf Stress zurückführen, sogar rheumatoide Arthritis, hormonelles Ungleichgewicht oder auch Schilddrüsendysfunktionen sind solche Störungen der Gesundheit. Sogar bei Krebserkrankungen gibt es sie. Die moderne Medizin nennt sie freie Radikale und stellt fest, dass eben diese freien Radikale die Hauptursache sind für jede Art von Krankheit. Das wiederum schwächt das Immunsystem. Darum sagt man immer: „Bitte kein Stress“, und „entspann dich!“ Aber wie? Ist es leicht, sich da einfach nur auf Knopfdruck zu entspannen? Nicht wirklich. Und eine der besten Hilfsmöglichkeiten und Zugänge zur eigenen Entspannung wäre gute und entspannende Musik. Das Schöne an Musik ist, dass sie eigentlich keiner eigenen Sprache bedarf. Wir haben gerade einige Bhajans gehört, begleitet von Harmonium und Dolak. Vielleicht sind hier Leute, die noch nie Bhajans gehört haben, ihren Sinn und Inhalt nicht kennen, und trotzdem hat es ihnen gefallen und haben sie gute Stimmung verbreitet. Denn Musik ist eine universelle Sprache. Sogar die moderne Medizin und die moderne Wissenschaft erklären oder beschreiben, was passiert, wenn Klänge das Gehörsystem erreichen, zu den Hirnarealen weitergeleitet werden und dort die verschiedenen Gehirnzentren erreichen. Dort regen sie die Produktion von verschiedenen Neurotransmittern wie Dopamin und Serotonin an, das sind Sekretionen des Gehirns, die einem Menschen helfen, sich zu entspannen und ruhig zu sein, befreit und erleichtert. Also, Musik dient zuerst einmal der Erfahrung, der Freude und dann vor allem der Heilung. Heutzutage gibt es viel Musiktherapie. Mein Onkel, der leider nicht mehr unter uns weilt, war ein international bekannter Sitar-Spieler, der Musik gegen verschiedene Störungen und Krankheiten anwandte. Sein Name war Pandit Chandrakant Sardeshmukh. Er lebte in Japan, und lernte das Sitarspiel von einem der größten Lehrer, Pandit Ravi Shankar. Menschen mit unterschiedlichen hormonellen Störungen, Schlafstörungen, psychischen Problemen, aber auch Krankheiten wie Arthritis sind zu ihm gekommen. Er hat diese bestimmten Ragas gespielt, die den Heilungsprozess unterstützt haben. Kann also Musik unmittelbar eine Krankheit heilen? Nicht wirklich. Aber sie wird die Behandlung unterstützen oder ergänzen. Dr. Sardeshmukh kann sich erinnern, dass sein Onkel vor Kindern gespielt hat, die sehr gewalttätig waren.  Und nach einiger Zeit wurden die Kinder ruhig und sind sogar teilweise eingeschlafen. Das ist die Kraft echter, wirklich klassischer Musik. Es gibt auch noch andere Musik-Zugänge, von Ragas und klassischer Musik ausgehend. Zunächst hilft sie einmal zu lernen, richtig zuzuhören. So werden unsere Sinne genährt und durch diese Musik ausgerichtet. Der zweite Zugang ist, selbst zu singen. Also, generell will man immer singen. Vielleicht schämt man sich, das offiziell zu machen, aber man tut es vielleicht im Badezimmer. Es ist immer eine Bereitschaft da zu singen. Aktiv zu musizieren, hilft auch, unsere kognitiven Fähigkeiten zu entwickeln. Es ist bewiesen, dass Instrumentalmusik hilft, die rechte Hemisphäre zu aktivieren. Unter „Instrumentalmusik“ verstehen wir musizieren mit Flöte, Blasinstrumente, Harmonium, Dolak, Tabla oder Saiteninstrumente wie die Violine, Gitarre oder Sitar oder dann auch Blasinstrumente. Vokalmusik aber, wie das Singen, hilft dabei, beide Hirnhälften zu aktivieren. Daher können wir auch verstehen, dass Musik auszuüben und zu hören die Hirnzentren zu aktivieren und damit stärken. Sicherlich hilft es, das Nervensystem zu unterstützen und gesund zu machen oder zu erhalten.

Hervorgerufen wird erstens einmal möglichst wirkungsvoll ein emotionales Wohlbefinden, da so viele verschiedene Musikarten in Bezug zu verschiedenen Gefühlen in einem Menschen stehen. Man kann z.B. in einem Kino sehen, dass zu verschiedenen Szenen immer unterschiedliche Musik gespielt wird. Musik uns, den mentalen Stress zu reduzieren und hilft, die kognitiven Fähigkeiten zu entwickeln. Sie ist auch sehr hilfreich in sozialer Hinsicht, weil wir durch Musik-Events zusammenkommen und miteinander interagieren. Musik hilft sowohl auf der physischen als auch auf der emotionalen Ebene. Es wurde bewiesen, dass echte klassische Musik die Nerven stärkt und entspannt.

Bei der klassischen Musik Indiens werden verschiedene Tageszeiten beschrieben, wie Morgen, Nachmittag, Abend und später Abend oder Nacht, formal ausgedrückt durch verschiedene Raga-Arten, die in den betreffenden Zeitabschnitten gespielt werden. Es Ragas, die am Morgen gespielt werden, deren Namen wie sie selber auch, eine tiefe Bedeutung haben. Raga Pratdeep wird am Nachmittag gespielt, am Abend Raga  Purya Dhanashree. Im Ganzen werden 72 Hauptragas beschrieben, die bei der Heilung helfen. Menschen mit hohem Blutdruck oder psychischen Störungen sollen diese Art von Raga hören, auch die Raga Todi. Natürlich gehören zu wirklicher Heilung auch die medizinische Versorgung und die richtige Ernährung. Man kann nach einer Weile gute Erfolge spüren, wenn man zusätzlich zur Musik auch gute Ernährung und einen guten Lebensstil pflegt. Es hat jedoch keinen Sinn, Ragas zu hören und gleichzeitig Junk-Food zu essen, sondern es ist ein ganzheitlicher Zugang zum Heilungsprozess notwendig. Dies ist aus der Musikperspektive daran ersichtlich, dass es z.B. eine bestimmte Raga gibt mit Namen Indoli, die hilft, die Verdauung anzuregen. Es gibt also verschiedene Ragas, und die sind nützlich für mentales und physisches Wohlbefinden. Ich möchte noch ein Beispiel geben: Wir haben Sonne und Mond. Wir kennen deren Eigenschaften. Und da gibt es eine Raga namens Indu, die in Beziehung steht zum Mond und zum Mondlicht - und dann Raga Aditya, die zur Sonne in Beziehung steht. Dies sind nur einige Grund-Informationen.

Ich habe zwei Musikbeispiele für diese Ragas hier, die ich gerne vorspielen möchte – es dauert nicht lang, nicht länger als 5 bis 7 Minuten. Will man eine solche Musik hören, soll man zuallererst eine gute und bequeme Umgebung haben oder sich schaffen. Zweitens sollen wir entspannt an die Sache herangehen. Wir können nicht essen oder diskutieren etc., während wir zuhören. Drittens sollen wir uns vollkommen auf die Musik konzentrieren, die wir gerade hören, auf sie fokussiert sein. Wir sind also entspannt in einer angenehmen Position und sollen uns vorstellen oder wahrnehmen, was wir sehen oder fühlen. Man kann dabei im Yogasitz sitzen oder auch liegen. Es macht auch nichts, wenn man einschläft. Wenn man das Musikstück gehört hat, soll man nachdenken: Was habe ich wahrgenommen? Was habe ich gesehen, was hab ich gefühlt, welche Gedanken sind gekommen?  Also eine Art Revision machen. Man sollte dies nicht nur einmal tun, sondern wenn man vorhat, auf diese Art und Weise Musik zu hören, soll man dies öfter und regelmäßig machen, um wirklich davon zu profitieren. Besonders dann, wenn man es therapeutisch anwenden will, soll man vorher nicht zu viel essen, und nur, wenn man sehr hungrig ist, etwas Leichtes. Nun also macht es euch bequem, egal wie, im Liegen, Sitzen und schließt eure Augen. Es sind 2, 3 Musikstücke. Dazwischen ist immer eine kleine Pause. Aber bleibt einfach ruhig und entspannt. Und wenn ihr wollt, kann sich danach auch jemand dazu äußern, wenn jemandem ein Gedanke gekommen ist und er/sie ihn mitteilen möchte – dann kann man das als Beispiel auch für andere sagen: Was kommt hoch, was fühle ich, was möchte ich dazu sagen? Seid ihr bereit? Dann schließt die Augen, atmet ein und langsam aus…

Musik wird gespielt.

Nun kommt wieder ganz im Hier und Jetzt an. Wie fühlt ihr euch? Wollt ihr dazu etwas sagen, ob ihr etwas gefühlt habt, ausgelöst durch die Töne, durch die verschiedenen Musikstücke, Instrumente, Flöte, Violine, Tabla…?

Im ersten Erfahrungsbericht wird bei der ersten Raga die Vorstellungen einer Blumenwiese am Morgen beschrieben, mit einer ruhigen, friedlichen Atmosphäre, fließendem Wasser und Bäumen. Der zweiten Raga entsprach ein Bild mit einer Bühne mit Tänzern darauf, zuerst einem männlichen, dann auch einer weiblichen – und die dritte Raga war begleitet mit einer Vorstellung eines abendlichen Sonnenuntergangs, einer weiten Landschaft und einem Gefühl des Abschiednehmens und Gehenlassens.

Das Hören war begleitet von einem Gefühl des Wohlbefindens. Dies ist also die Vorstellungskraft, die es uns ermöglicht, an einem bestimmten Ort zu bleiben, ohne einen Ortswechsel vornehmen zu müssen, verschiedene Erlebnisse zu haben. Die Musik kann dich überallhin führen und gibt dir dieses entspannte Gefühl.

Der zweite Erfahrungsbericht enthält zwar Bilder von fliegenden Schmetterlingen, aber im Licht, von Frühlingsblumen, sehr lieblich und harmonisch, aber einem etwas düsteren Sonnenuntergang, begleitet mit ein wenig Trauer. Dieser Erfahrungsbericht ist eher geprägt von Emotionen.

Seht also, Musik zeigt euch euer eigenes gefühlsmäßiges Innenleben wie im Spiegel. Das Konzept, das Ziel eines solchen Musikhörens ist, Harmonie zu erfahren. Menschen, die zu aktiv sind, werden wahrnehmen, dass sie sich beruhigen, und manche, die etwas schwerfällig sind, werden Motivation bekommen, um sich besser oder ganz zu fühlen. Man kann also immer die Beziehung zur eigenen Befindlichkeit herstellen, zum psychischen Zustand. Gefühle können kommen, alles, was in einem steckt, kann hochkommen. Und die dritte Raga wurde von allen, die darüber berichteten, genauso wahrgenommen, wie es beabsichtigt war. Nämlich als Sehnsucht, eine Person zu sein mit diesem besonderen Gefühl. Dies zeigt uns die Möglichkeit, wie wir durch Musik unsere Emotionen bewegen, aktivieren oder beleben können. So viele Dinge sind in uns eingesperrt, wir ignorieren sie einfach, unbeabsichtigt, wir nehmen sie nicht bewusst wahr, weil wir z. B. arbeiten. Wir können sie durch Hören von Musik wiederentdecken. Jeder von euch hatte seine Empfindungen, ganz individuell, zu den drei kurzen Musikstücken. Jetzt stellt euch bitte vor, ihr könnt einmal wirklich so eine ganze Raga bis zum Ende anhören, als eine wundervolle Meditation und Entspannung.

Ich danke von Herzen Swamiji und der Ayurveda Academy of Yoga in Daily Life mit Muktamaniji, die mir die Gelegenheit gab, hier zu sprechen. Ich danke euch allen, die ihr mir so geduldig zugehört habt und ich bete für euer aller Gesundheit. Vielen Dank. Hari Om.

Vielen Dank, Dr. Sushrutji – es war ein wirklich inspirierender Vortrag, und danke für diesen Hinweis für diesen großartigen Zugang von Ayurveda zum Thema der Zufriedenstellung unserer Sinne. Ich danke dir auch sehr für die sehr angenehme Erfahrung dieses Spezialgebietes von Ayurveda. Danke dir und euch allen.