Die Frage nach Spiritualität ist eine Frage, die die Menschheit seit Anbeginn beschäftigt.

Es gibt in der Welt negative und positive Kräfte. Negative Kräfte sind: Unreinheit, Lieblosigkeit, Schrecken, Angst, Unklarheit, Zerstörung. Die positive Kraft ist die Reinheit.

Spiritualität bedeutet Reinheit, rein zu werden. Reinheit bezieht sich nicht nur auf den Körper, sondern ebenso auf den Geist, die Gedanken. Geistige Unreinheit ist die weitaus gefährlichste Art der Unreinheit.

Spiritualität kommt von spirit - Geist, Atma. Es ist der Geist, der sich dem göttlichen Selbst zu nähern versucht. Der Geist ist wie Licht, er kann stark, hell und rein oder aber schwach, verhüllt und verunreinigt sein.

Spiritualität ist dort, wo reine Liebe ist. Liebe kann sich in vielfältiger Art und Weise ausdrücken. Selbstsüchtige Liebe aber ist keine Spiritualität. Wir Menschen machen den großen Fehler, immer nur an unsere eigene Spezies zu denken. Ein spiritueller Menschen umfasst mit seinen Gefühlen auch die anderen Lebewesen und die Natur.

Auch die Pflanzen leben, Tiere und Menschen aber haben eine individuelle Seele, Jivatma. Die Vedanta Philosophie, die den Non-Dualismus behandelt, sagt daher: ATMA SO PARAMATMA, jeder Atma ist eine Form von Gott selbst. Der Atma lebt in jeder Gestalt, in jedem Lebewesen. In Indien wird jeder Weise und jeder Sadhu, ob er nun orange, weiße oder schwarze Kleider trägt, Mahatma - große Seele - genannt.

Wie ist das zu verstehen? Ist denn eine Seele klein und eine andere groß? Damit ist die Entwicklung der Spiritualität in einer Person gemeint. Wer in Bewusstsein und Spiritualität hoch entwickelt ist, ist eine große Seele.

Spiritualität ist Reinheit. Zur Entwicklung von unserem jetzigen Zustand zu einem höheren Bewusstsein brauchen wir Reinheit in materieller und geistiger Hinsicht, also reine Nahrung und reine Gedanken. Eine spirituelle Person fühlt für alle Wesen Liebe im Herzen, hilft ohne Argumente, versteht, verzeiht und fühlt mit.

Im Ramayan von Tulsidas gibt es einen sehr einprägsamen Spruch: DAYA DHARMA KA MUL HE - PAP MUL ABHIMAN.

Die Wurzel der Spiritualität liegt in Daya - Güte, Liebe, Verzeihung, die Wurzel der Sünde in Ego, Stolz, Gier, Hass, Leidenschaft und Neid.

Just be good. Nicht nur zu den Menschen. Wenn ein Kind stirbt, leidet die Mutter am meisten, denn sie hat das Kind aus ihrem eigenen Körper entwickelt und geboren. Doch nicht nur die menschliche Mutter leidet, Tiere leiden ebenso! Gott hat durch seinen Willen Leben geschaffen - indem wir Leben zerstören, zerstören wir Gottes Willen! Was ist dann wohl unser Gebet zu Gott wert? Jedes Lebewesen ist Gottes Kind. Gott hat alles erschaffen. Ohne seinen Willen gibt es kein Leben. Er ist der Vater von allen - und er liebt alle seine Kinder gleich!

Wir Menschen sind sehr kluge, gelehrte, hochentwickelte Wesen, aber wir sind keine sehr guten Wesen. Wir denken nicht an die anderen. Wir sind sehr, sehr selbstsüchtig. Für unseren Vorteil, für ein paar hundert Dollar, begehen wir viel Unrecht an anderen. Die Erde ruht auf dem Dharma (Recht, Religion, Pflicht); wenn das Dharma zerstört wird, wird auch die Erde zerstört.

Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit können sich nur durch Güte, Verzeihung und Verständnis entwickeln. Es ist nicht einfach zu verzeihen. Wenn wir der christlichen Lehre folgten, würden keine Kriege stattfinden und es würde keine Grenzen zwischen den Ländern geben. In der Bibel steht: Du sollst nicht töten! Wenn wir diesem Gebot folgten, würden wir keine Waffen erzeugen. Doch wenn uns jemand schlägt, so zeigen wir keineswegs die zweite Wange, sondern zücken das Messer...

Spiritualität besteht nicht nur darin, zu beten und Gottes Namen zu wiederholen. Dies hat keinerlei Wert, wenn wir gleichzeitig Gottes Willen und Gottes Worte negieren. Vor allem sollen wir nicht selbstsüchtig sein. Was du gerne hast, möchten auch die anderen gerne haben. Sei also nicht gierig und nimm alles für dich. Lerne aufzugeben, zu verzichten und gönne auch den Anderen etwas!

Aufgeben und verzichten heißt nicht, etwas mit Hass und Zorn von sich weisen, sondern mit Liebe, Verständnis, Verzeihung, ganz selbstverständlich loslassen.

Negative Taten verdunkeln unseren inneren Raum, gute Taten machen ihn hell. Der beste Weg zu Gott ist Hilfe. Sei kein Hindernis für andere, verursache anderen keinen Schmerz. Dann wird dein Licht immer heller und reiner erstrahlen und du näherst dich der göttlichen Weisheit, Atma Gyana.

Sei da für alle, lass Liebe aus deinem ganzen Wesen strahlen.
Übe Verzeihung und Verständnis.
Dies macht dich spirituell.

Spiritualität erreichen wir nicht nur durch das Gebet, sondern sie misst sich vor allem daran, wie weit unser Herz für andere geöffnet ist. Ein spiritueller Mensch hat in seinem Geist und in seinem Gefühl Liebe für alle Geschöpfe Gottes. Er versucht jeden von seinem Schmerz zu befreien, denn der beste Weg zu Gott ist, anderen zu helfen.

Sei für alle da. In Indien sagen wir, dass ein Baum wie ein Heiliger ist. Jeder, der zu einem Heiligen kommt, kann ihm zuhören und jeder wird beschenkt werden. Ebenso ist es mit einem Baum. Jedes Lebewesen kann sich in seinen Schatten setzen, seine Früchte genießen, seinen Duft aufnehmen oder sein Holz nutzen.

Lerne von einem Baum: Hoch oben auf einem Gipfel, Wind und Wetter ausgesetzt, steht ein einzelner Baum. Er denkt: „O Gott, ich bin allein, niemand ist mit mir. Allein muss ich gegen die schlimme Witterung und gegen alle Schwierigkeiten ankämpfen." Dennoch ist er für viele Menschen auch Ziel. Sie wandern zum Gipfel, rasten im Schatten des Baumes und freuen sich über seine Schönheit. Der Baum kennt die Härte seines Daseins, er weiß aber auch, dass seine schwierige Existenz eine große Hilfe für viele Lebewesen ist. Sei da wie ein Baum. Sei da wie ein Fluss, der sein Wasser für alle bereithält. Sei da wie der Regen, der nicht nur für die Menschen, nicht nur für die Pflanzen fällt. Sei da für alle, strahle Liebe aus und übe Verzeihen - das wird deinen Geist reinigen und dich zu einem spirituellen Menschen machen.